Johann Jacoby

Geboren 1805 in Königsberg (Königreich Preußen - Heiliges Römisches Reich deutscher Nation)

Gestorben 1877 ebenda (Provinz Ostpreußen - Königreich Preußen - Deutsches Reich)

Konfession: mosaisch

31. März bis 3. April 1848 Mitglied des Vorparlaments,

3. April bis 17. Mai 1848 Mitglied des Fünfzigerauschusses,

24. Mai 1849 bis 18. Juni 1849 Mitglied der Deutschen Nationalversammlung

Nach gründlichem Studium u.a. in Heidelberg und Berlin ließ er sich in seiner Heimatstadt als Arzt nieder.

Jacoby war ein herausragender Mediziner und wurde trotz seiner oppositionellen Gesinnung von der preußischen Regierung als Experte zur Hilfe bei der Colera-Epidemie nach Russisch-Polen entsandt. Er war Korrespondent zahlreicher medizinischer und politischer Zeitungen inner- und außerhalb Preußens. Darüber hatte er seit den frühen 1840ger Jahren Kontakt unter anderem zu Ruge, Marx und Blum. Er schrieb für Zeitschriften Robert Blums und für die von Marx, Engels und Ruge herausgegebenen deutsch-französischen Jahrbücher. Jacoby war ein Pionier der Opposition in Preußen. In Flugschriften griff er die preußische Regierung an und forderte von König Friedrich Wilhelm III die Einlösung seines Verfassungsversprechens von 1810, 1815 und 1819.

Unerschrocken unterlief er die Zensurbestimmungen des Systems der Karlsbader Beschlüsse und organisierte in Königsberg eine Untergrund-Leihbücherei der verbotenen Schriften.

Zahlreiche Prozesse endeten mit Freisprüchen. J.J. war 1848 in ganz Deutschland bekannt. Er war Mitglied des Vorparlaments und des Fünfziger-Ausschusses, unterlag aber in Königsberg bei den Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung E. Simson, wurde aber wenig später in die Preußische Nationalversammlung in Berlin gewählt.

Vom 24. Mai bis zum 18. Juni 1849 war er Mitglied der Deutschen Nationalversammlung.

J.J. organisierte sich überall in den Fraktionen der demokratischen Linken und trat für eine parlamentarische Republik in Preußen und im Deutschen Bund ein. Nach der Zerschlagung des Rumpfparlaments wurde J.J. wegen Hochverrats angeklagt, aber schließlich freigesprochen.

1863 wurde er erneut in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Als Mitglied der Deutschen Fortschrittspartei stand er in strikter Opposition zu Bismarck. 1866 wurde er wegen Steuerverweigerung inhaftiert. 1871 wandte er sich gegen die Gründung des Kaiserreiches und gegen die Annexion Elsaß-Lothringens. Er isolierte sich dadurch in der Fortschrittspartei und trat 1872 zu den Sozialdemokraten über, für die er auch in den neuen Reichstag gewählt wurde.

Von J.J. ist der Ausspruch überliefert „Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen.“, den er seinem König Friedrich Wilhelm IV. am 2. November 1848 zurief.

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Gerhard-Hermann Kuhlmann 15.11.2004 (Version 1.0)